Spätzle braucht das Kind
Nach einer herrlichen Nacht im gemütlichen Bett wachen wir halb erfroren auf. Mama hat die Klimaanlage auf Eiszeit gestellt. Alle sind tief unter der Decke eingemurmelt. Weil es so schön war, gehe ich gleich nochmal heiß duschen – das könnte ich den ganzen Tag lang machen. Das müde Mailchen wird von mir wach gekuschelt und wir gehen runter zum reichhaltigen Frühstücksbuffet. Maila futtert sich durch Waffeln, Pancakes und Törtchen. Nicht so gut für Karies und Baktus, aber wie gesagt, dem Kind rutschen bereits die Hosen von der Hüfte. Die bekommt ab morgen 2 kg Spätzle mit Soße 3× täglich.
Auf dem Flughafen treffen wir Lina, die eine Nacht mit uns das Fam Homestay geteilt hat. Sie weint, weil es ihr elendig geht. Vermutlich hat sie sich am letzten Abend in Sorong den Magen verdorben. Ironischerweise hier, wo es Kühlschränke gibt, die genutzt werden könnten. Anyway, vielleicht war es auch das Trinkwasser. Sie geht jetzt witzigerweise dahin, wo wir herkommen: ins Königreich Tonga! Allerdings auf die nördliche Insel Vava‘u. Bis zu ihrem einzigen Walschwimmen wird’s wieder gut sein.
Privatkonzert
Im Wartebereich spielt ein ziemlich guter Alleinunterhalter ein paar Pop-Hits. Seine Stimme ist klasse und meine Ohren bemerken ihn schon eine Etage tiefer. Er spielt mitten im Terminal, um ihn herum hunderte Sitzplätze. Keine Sau hört zu. Die meisten sitzen auch maximal weit entfernt. Wir nehmen die zweite Reihe direkt vor ihm. Er freut sich und unterbricht den Songtext kurz, um uns zu begrüßen. Erst versucht er Miri, später mich, ans Mikrofon zu locken. Lustiger Kerl! Irgendwann war sein Argument: „Come on join me! Nobody listens anyway!“ – was so viel heißt wie: hört eh keiner zu, falls ihr nicht singen könnt (für diejenigen, die Englisch nicht ausreichend können).
Ach ja, des hier ist ein klassischer Fall von Penisbruch. Auch in Papua.
Es folgt die längste Version von Three Little Birds (Bob Marley), die je gespielt wurde. Der arme Kerl wird insgesamt 4× von Flugsteig-Ansagen unterbrochen, zwei Marschmusiken und am Ende sogar noch von der 10-Uhr-Nationalhymne für den König, bei der alle Bediensteten sich erheben und die flache Hand aufs Herz legen. Etwas seltsam, angesichts der aktuellen und zum Teil gewalttätigen Proteste gegen die zuletzt beschlossenen üppigen Zusatzleistungen für Staatsbeamte. Aber vor allem auch sehr lustig, weil wir nun schon zum dritten Mal an der Textzeile „This is my message to you“ unterbrochen wurden. Irgendwann hat auch er keine richtige Lust mehr und redet eher übers Mikro mit uns, während ein paar halb motivierte Akkorde weiterklingen. Und dankenswerterweise bekommen wir von ihm dann auch noch die ganz persönliche Flugsteig-Ansage. Wir haben uns nämlich im wahrsten Sinne des Wortes sehr gut „Alleinunterhalten“ gefühlt und gar nicht mitbekommen, dass bereits das Boarding zu Ende geht. Unser Alleinunterhalter schickt uns also noch rechtzeitig rüber zum Gate und bedankt sich bei uns. Bei der Verabschiedung erzählt er uns, dass er zurzeit Deutsch lernt. Selbstverständlich hat Maila ihm unsere letzten Hunderttausender reingeworfen. Die Zeit des Millionär-Seins geht hiermit zu Ende.

Zwölf Stunden sollst du warten
Unser Stopover in Jakarta dauert ganze 12 Stunden und eigentlich hatten wir vor, in die Stadt zu fahren. Leider können wir unser Gepäck erst drei Stunden vor Abflug einchecken und damit hat sich dann auch der Stadtausflug erledigt. Bis zum möglichen Storage komme ich gar nicht, weil die Mädels ganz schrecklich hungrig sind. Wir müssen also dringend etwas zu essen finden, was nicht aus Reis besteht. Schwierige Nummer hier. Miri jagt nach rechts den Gang entlang und Maila traut sich zu, alleine links die Fressmeile entlang zu jagen. Ich bleibe beim Gepäck. Mit Maila habe ich abgesprochen, dass wir immer im Blickkontakt bleiben. Als sie etwa 100 m entfernt ist, wird es im Menschengetümmel schwierig mit dem Blickkontakt. Sie winkt mir per Zeichensprache etwas zu, was ich als „msdnfkkdnskkdbfksnsbslsklskkdwklsbs“ deute. Ich vertraue meiner Tochter und lasse los! Lass jetzt loooos! Außerhalb meiner Aufsicht, das Kind alleine in Jakarta am Airport. Der Hunger macht es möglich! Die Jagdinstinkte unserer Tochter sind beeindruckend. Eine halbnervöse Minute später springt mein Mailchen zwischen den vielen Menschen ganz begeistert hindurch und fuchtelt wild mit den Händen. Ich glaube, sie hat Gold gefunden! Oder im Lotto gewonnen? Völlig außer Atem rennt sie in meine offenen Arme und erzählt mir begeistert, dass sie eine Pizzeria entdeckt hat. Also eine Pizza auf einem Teller in einem Restaurant. Und es gäbe auch Toast mit Avocado (weil das die Mama so mag). In diesem Moment kommt auch mein anderes Rudel-ohne-Glied von der Jagd zurück. Sie war leider erfolglos. Aber dafür ist man ja im Rudel. Das Jungtier hat das Rudel vor dem drohenden Hungertod gerettet. Eine euphorisierte Löwenfamilie schreitet zur Beute. Und dort, direkt beim vom Jungtier erlegten Jagdgut, lungert das Rudel den restlichen Tag herum. Am Ende kommt eine satte Rechnung dabei rum, die höher war, als die Nacht im Luxushotel.
Next Day, Next Stop Dubai
Umsteigen. Langweilig. Außer, dass wir uns an die Rolltreppe erinnern, die sich über 3 Etagen entlang einer schwarzen Wasserfallwand erstreckt, aber nicht mehr wann wir warum hier waren. Wir fliegen zu viel. Zwei heiße Schokoladen, ein Cappuccino und ein Bananenbrot später geht’s schon wieder in den Flieger. Jetzt ist eigentlich bei uns nachts, aber hier ist’s morgens. Wir versuchen mal zu schlafen.
Ciao Cacao


One comment
20.9.
habs gerade erst gelesen
euere Heimfahrt von Zürich
dein Fieber
Maila bei mir
Mailas Einschulung
Mias Krankenhaus
70er Yoga Geschenk
kamen dazwischen…..
Nochmal danke für die tollen Berichte
Eure Omannette