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Day 26 | Piaynemo, Rufus Island, Star Lagoon & Melissa‘s Garden

Maila liegt neben mir und umarmt mich im Halbschlaf. Und noch bevor ich meine Augen geöffnet habe, höre ich ziemlich lautes Prasseln auf unserem Palmenblätterdach. War ja klar! Gestern dachte ich noch wir sollten das gute Wetter für unseren Ausflug nutzen. Wir waren aber zu faul und haben ihn auf heute verlegt. Und heute ist’s so richtig mies. Es regnet so heftig, dass wir die gegenüberliegende Insel, die keine 300 m entfernt liegt, irgendwann nicht mehr sehen können. Wir starren eine graue Wand aus dichten und tief hängenden Regenwolken an. Die Frage an unseren Guide, ob wir gegen später trotzdem gehen können, erübrigt sich somit von selbst. Also frühstücken wir erst mal gelangweilt und schauen dem Regen beim regnen zu. Ehrlich gesagt gar nicht so schlimm. Ich habe das erste Mal das Gefühl, dass einfach mal gar nichts passiert. Lange hält das jedoch nicht an, denn wie der treue Leser schon mitbekommen hat, kann man mit Sicherheit hier eines sagen: nichts ist sicher, schon gar nicht das Wetter! Nachdem es eine Stunde heftig geregnet hat, schaut tatsächlich direkt über uns ein kleiner Flecken blauer Himmel durch die graue Wand. Und eine halbe Stunde später kommt unser Guide und meint, dass wir in einer Stunde los können. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob das jetzt eher wirtschaftliche Gründe hat oder ob er wirklich davon überzeugt ist, dass das Wetter hält. Denn ganz ehrlich, ich möchte auf gar keinen Fall mit meinen beiden Mädels auf dem Meer sein, sollte es noch mal so fies schütten wie vorher. Da sieht man wirklich nichts mehr.

Aber einmal mehr überrascht uns Raja Ampat und wir erwischen tatsächlich ein gutes Zeitfenster um, zumindest die Bootsfahrt trocken auf die nördlich gelegene Insel mit dem Aussichtspunkt und der wunderschönen Karststein-Lagune Piaynemo zu erreichen. 5 Minuten bevor wir in die Lagune einfahren, verdunkeln sich der Himmel aber leider erneut und die ersten Tröpfchen fallen auf uns herab. Wir ziehen schnell unsere Wetsuits an, damit wir für später wenigstens trockene Wechselkleidung haben, sollten wir jetzt einmal komplett eingeduscht werden. Die gute Sache daran ist, dass außer uns nur ein einziges Boot vor Ort ist. Und die drei Gäste sitzen unter ihrem Dach. Wir beschließen also die etwas über 350 Treppen durch wirklich schönen, dicht bewachsenen, alten Dschungel hinauf zur Aussichtsplattform zu steigen. Da man eh im Wald läuft bekommt man hier eher weniger vom Regen ab. Oben angekommen blieben 2-3 Minuten, bevor es dann wieder angefangen hat. Wir haben uns dann oben unter einem kleinen Bäumchen einen halbwegs trockenen Platz gesucht und darauf vertraut, dass sich das Wetter abermals schnell und abrupt ändert.

Und so kam es dann auch. Nach circa 20 Minuten hat es wieder etwas aufgerissen und wir konnten ein paar Minuten die schöne Aussicht von oben bei leichter Bewölkung und ein bisschen blauem Himmel mit Sonne genießen. Und das tolle war, wir waren da oben jetzt ganz alleine! Hatte auch was. Unten in der Lagune konnten wir sogar eine Wasserschildkröte entdecken, die immer wieder zum Atmen aufgetaucht ist. In dem türkisblauen Lagune Topf sah das genial aus. Ich hab dann noch die Drohne fliegen lassen, da ich im Moment eh niemand damit genervt habe und die paar Minuten genutzt, um noch ein paar Bilder und Videos zu machen. Von oben sieht das Ganze natürlich noch geiler aus!

Star Lagoon

Anschließend sind wir noch zur nebenan liegenden Star Lagoon, die ihren Namen ihrer Form verdankt. Der Aufstieg ist sehr viel kürzer, dafür umso abenteuerlicher! Aber unser Naturmädchen hat den wirklich steilen Aufstieg über die spitzigen Steine super gemeistert. Sie ist sogar für ein Abschluss-Foto noch ein zweites Mal hochgeklettert. Ganz zum Unmut der Mama.

Rufus Island

Nachdem wir unten in der Lagune noch etwas gegessen haben, ging es dann weiter zu der kleinen Insel Rufus, mit ihrer innenliegenden Lagune. Am Außen-Riff sind wir ein klein wenig geschnorchelt. Und auch hier muss ich sagen, dass die Korallen gesund und intakt aussahen! An den Wänden haben sich zahlreiche Schwämme und Fächer-Korallen angesiedelt, die in der Strömung ständig leicht in Bewegung waren. Mit ihren feinen federähnlichen Trieben, die mit kleinsten Härchen besetzt sind, wehten die Fächer Sanftmut der Strömung hin und her. Man hätte stundenlang zuschauen können. Da die Korallen in relativ geringer Tiefe von ein bis zwei Metern wachsen, konnte man mit bloßen Auge und ohne zusätzliches Kunstlicht schon die tollen Farben sehen.

Die Strömung setzt zunehmend mit der Flut ein und wir sind dann irgendwann mit Maila zurück ins Boot. Nach dem Schnorchel-Gang hat uns unser Guide mit dem Boot noch in die Innen-Lagune gefahren, in der auch ein Homestay ist. Es hat etwas modrig, gerochen, und das Homestay sah nicht ganz so toll aus. Auf YouTube findet man genügend Drohnen Videos von der Rufus Lagune. Das sieht durchaus schön aus. Aber irgendwie hatte ich keine Lust, jetzt alles aufzubauen und zu fliegen, da – ehrlich gesagt – die Lagune selbst nicht so toll war. Von weiter oben wäre das sicher trotzdem hübsch gewesen. Aber der Videografen-Finger hat diesmal nicht gejuckt.

Melissa’s Garden

Die letzte Station unseres heutigen Ausfluges ist das Korallenriff Melissa’s Garden. Viele Tauchstationen bieten einen Tagesausflug hierher an. Und wir haben schon viel Gutes über dieses Riff gehört in den vergangenen Tagen. Entsprechend hoch war unsere Erwartungshaltung. Das Riff liegt zwischen drei kleinen Felsen. die zerfurchten Felsen werden hauptsächlich von Vögeln als Nistplatz genutzt werden. Das Riff selbst liegt relativ weit draußen auf dem Meer. Daher herrscht hier etwas stärkere Strömung und etwas mehr Wellengang. Da wir von dem gesamten Tag schon etwas aufgeweicht sind, haben wir zwar noch Lust, werden aber auch langsam etwas lätschig. Gelohnt hat es sich aber dennoch. Wir haben vier Thunfische vorbei schwimmen sehen. Allgemein waren die Rifffische hier um einiges größer als bisher. Auch einen kleineren Rochen habe ich entdeckt. Zum tauchen war dieses Riff generell nicht so gut geeignet, da es in einer Tiefe von etwa 4-5 Metern liegt. Die Farben sind deutlich, verblasst in einem grünen Schimmer. Die Fische schwimmen nah am Boden und gefühlt kann man dem Treiben nur von der Ferne zuschauen. Sicherlich ist das Erlebnis als Taucher hier um einiges besser. Und diese Stelle müssen wir natürlich auch einsehen, dass wir jetzt auf höchstem Niveau jammern. Wir haben so viele wirklich wunderschöne und noch sehr intakte Korallenwände, Gärten und Bänke gesehen, das mittlerweile auch eine gewisse Sättigung einsetzt. Das soll es überhaupt nicht heißen, dass es nicht toll war. Es war toll, aber nachdem wir jetzt seit einem Monat quasi täglich im Wasser waren zum Schwimmen, schnorcheln und tauchen und im Grunde genommen bei jedem einzelnen Sprung ins Wasser mit unbeschreiblich tollen Momenten belohnt wurden, ist nun einfach ein gewisses Maß erreicht. Angefangen mit den Wahlen, den Kälbchen die ganz nah an einen heran schwimmen, Riffhain und auch schon auf Ha‘apai tollen Korallenbänken, wir sind soeben den vielen unterschiedlichen Riffs hier in Raja Ampat, mit riesigen Korallengärten, aber eben auch Schildkröten und als Krönung sieben Manta Rochen – es ist ja auch unbeschreiblich überwältigend! Vielleicht ist es da nur folgerichtig, dass nach 30 Tagen Salzwasserkruste einen ein wirklich toller Korallengarten nicht mehr vorm Hocker reißt, wenn dieser sich in 4 Metern Tiefe im Dunst verliert.
Es war eine unglaubliche Reise, mit unbeschreiblichen Erlebnissen! Das steht auf jeden Fall jetzt schon fest. Auch wenn die Herausforderungen diesmal tatsächlich etwas schwieriger waren, haben wir sie am Ende doch gut gemeistert. Ich bin dieses Jahr jetzt schon so gesättigt, dass ich mich tatsächlich auch auf zu Hause freue. Die nächsten beiden Tagen werden wir versuchen unsere Tauchscheine noch fertig zu machen. Das wird zeitlich sehr sportlich und ich weiß auch noch nicht, ob es wirklich reicht. Aber das ist nicht schlimm. Die letzten Tage möchte ich auch sehr gerne noch mal mit meinen beiden Mädels zur Ruhe kommen. Vielleicht sage ich auch noch den einen oder anderen Tauchgang ab.

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One comment

  1. Ein schönes Fazit!!
    Feiert heute feste und viel Erfolg
    für eure Tauchscheine.