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Day 25 | Fam Homestay, Pam Islands

Ein strahlend blauer Himmel begrüßt uns heute Morgen, als wir aus unserem Cottage kommen. Für heute hatten wir uns eigentlich gar nichts vorgenommen, nachdem die letzten Tage so vollgestopft waren mit Tauchen und Schnorcheln. Aber das Wetter schreit förmlich nach dem Piaynemo, dem wohl bekanntesten Fotomotiv von ganz Papua. Und da nun mal schönes Wetter Grundvoraussetzung ist für einen Aussichtspunkt, der sich über 350 Treppenstufen über der Inselgruppe befindet, wäre heute eigentlich genau der richtige Tag dafür.

Bis wir aber so richtig in die Gänge kommen und uns hier erst mal eingefunden haben, ist es auch schon Mittagszeit und fast zu spät. Denn auf dem Weg zur nördlichen Insel mit ihren markanten Karststein-Gebilden und den Innen-Lagunen liegen zahlreiche weitere schöne Ausflugsziele. Wir müssten die Tour dann zweimal machen und damit auch zweimal bezahlen. Also entscheiden wir uns für einen gechillten Tag und verlegen den Trip auf morgen, in der Hoffnung auf ähnlich gutes Wetter. Was sich im Übrigen noch als weniger gute Idee herausstellen sollte.

Bergführer Eisele übernimmt (…sich und Familie)

Nach dem Mittagessen – mal wieder Fisch mit Reis und verdammt scharfem Gemüse – machen wir uns auf den Weg auf die andere Seite der Insel. Das sind etwa 5 Kilometer und auf Google Maps kann man vage einen Pfad oder gar einen kleinen Weg ausmachen. Die ersten Meter am Strand zeigen uns aber direkt die Grenzen auf. Noch nicht mal am 500 Meter entfernten Dorf angekommen, läuft uns bereits die Soße beidseitig herunter. Es ist heiß und wir sehen schnell ein, dass der Familien-Guide sich völlig verkalkuliert hat. Wir kommen noch bis zu dem vermeintlichen Weg, der am Ende des Dorfes, etwas erhöht im Dschungel startet – oder endet – wie man möchte. Der asphaltierte Weg endet auf jeden Fall abrupt in kniehohem Gestrüpp und man kann nur erahnen, wo hier ein Pfad sein soll. Abgesehen davon, dass ich mich selbst alleine mit langer Hose wohl keine 4,5 weiteren Kilometer durch diese Vegetation schlagen könnte. Absolut undenkbar mit Miri und Maila, die beide schon fröhlich am Quengeln sind und über die Hitze klagen. Der Bergführer weiß sofort, was zu tun ist! Die Gruppe sollte sich aufteilen und jeder für sich alleine ums Überleben kämpfen …! Nein, Moment, es war das andere … wir bleiben zusammen und gemeinsam schwitzen wir stärker!

Dann eben Dorf entdecken

Also zurück ins Dorf! Dort freuen sich die Kinder über unseren abermaligen Besuch und verstricken Miri in das, was sie am besten kann: Fußball spielen! Maila wird überall angegafft. Hat wohl etwas mit ihren langen, blond-braunen Haaren zu tun.

Eigentlich grüßen auch alle nur Maila und nicht uns. Und weil es immer noch so derb heiß ist, flüchten wir uns unter ein schattiges Holzhäuschen am Fuße eines klapprigen Holzstegs. Ganz vorne ist ein Dorfbewohner damit beschäftigt, etwas ins Meer zu werfen und immer wieder stoßweise und hektisch daran zu ziehen. Ich kenne mich ja mit Angeln nicht so aus, aber so angelt man in Europa nicht. Und auch nicht auf allen anderen Kontinenten, auf denen wir bisher so waren. Was tut der da?

Wir sind also zu ihm vorgelaufen. Es ist eine Nylonschnur, die auf ein Holzstück aufgewickelt ist. Er wirft es etwa 10 Meter aufs Meer hinaus in eine Stelle, die nach starker Strömung ausschaut. Erst jetzt bemerken wir, dass es irrsinnig große Fischschwärme sind und keine Strömungen. Genau in diesem Moment hat er durch eine ruckartige Zugbewegung etwas am Haken. Er zieht die Nylonschnur sehr schnell auf und hält sie ständig unter Spannung. Und siehe da, am ziemlich großen Drillingshaken hängt ein Fisch! Der hat aber nicht angebissen – am Haken ist auch kein Köder! Der hat das Ding einfach mit Schmackes direkt in den Fischschwarm gezimmert und auf gut Glück die Schnur mit Haken durchgezogen. Der Haken hat sich am hinteren Teil des Fisches eingebohrt. Verrückt! Wie viele Fische müssen da wohl im Schwarm dicht nebeneinander schwimmen, um damit mehrmals erfolgreich zu sein?

An dieser Stelle sollte nicht unerwähnt bleiben, wie furchtbar verschmutzt die Strandabschnitte um das Dorf herum waren. Aber nicht nur dort! Im Grunde genommen treibt hier die Strömung den ganzen Plastikschrott mit der Flut in die Mangroven und mit dem Rückgang des Wassers bleibt der ganze Müll hängen. Mindestens 80 % der Abfälle sind durchsichtige Plastik-Trinkbecher und Einweg-Plastik-Trinkflaschen! Das ist Wahnsinn! Wenn man diesen Anteil an Müll eliminieren würde, wäre das Ganze hier weitaus weniger schlimm anzuschauen. Ganz abgesehen von den schlimmen Konsequenzen für die Tier- und Unterwasserwelt. Es ist schon traurig, dass die Menschen hier so überhaupt gar kein Bewusstsein dafür haben, was sie ihrer Natur – und damit ihrem Einkommen – antun! Aus diesem Grund haben wir auch bislang jeglichen Plastikmüll vermieden. Die Verpackungen von Mailas Riegel habe ich gestern in meinen Rucksack gepackt. Ob der allerdings am Flughafen besser entsorgt wird, ist fragwürdig. Vielleicht nehme ich ihn einfach zurück nach Deutschland in der Hoffnung, dass er von dort aus nicht die gleiche Wegstrecke wieder zurücknimmt. Das haben wir Europäer ja einige Jahre lang gemacht … ein Hoch auf den Gelben Sack, der in Indonesien und Malaysia gelandet ist.

Und was ich auch überhaupt nicht verstehe: Die meisten hängen hier den ganzen Tag rum. Mit 10 Personen hättest du den Dorfstrand an einem Tag vom Schlimmsten befreit. Die verbrennen hier eh alles. Dann wenigstens auch den Plastikmüll, bevor er in Fisch-, Vogel- oder Schildkrötenmägen landet.

Mantas zwischen den Inselchen?

Mit der einsetzenden Flut besteht die theoretische Chance, hier nochmal Mantas anzutreffen. Angeblich waren gestern zwei in der Gegend. Die ist allerdings ziemlich groß mit ihren 5 Inseln und den zahlreichen Kanälen dazwischen. Da der Abflug aber unter 20 € kostet, beschließen wir es mal zu versuchen. Im schlimmsten Fall haben wir eine nette Bootsfahrt um die kleinen Inseln hier im Süden.

Wir tuckern also am frühen Abend los. Die Fahrt dauert nicht lange, da die Inseln direkt gegenüber liegen. Unser Guide ist nicht besonders groß. Ich bezweifle, dass er – auch nicht sitzend – so Mantas findet. Nach ein paar Runden um die Inseln macht der Käpt’n den Bootsmotor aus und unser Guide sagt: „No Manta today.“

Nun denn, wir können stattdessen schnorcheln gehen, so als Trostpreis. Maila wollte eh schwimmen, also gehen wir halt schnorcheln hier. Und was zunächst klang wie ein spontaner indonesischer Notfallplan, entpuppte sich sehr schnell als ein Geheimtipp! Die Korallengärten hier sind riesengroß und liegen 2–3 Meter unter einem wie ein 18-Loch-Golfplatz. Viel Grün und viele Fische! Wow, das ist echt immer wieder faszinierend. Von oben sieht man erst mal gar nicht so viel, obwohl das Riff kunterbunt ist und gar nicht besonders tief liegt. Perfekt zum Schnorcheln! Maila entdeckt schon nach kurzer Zeit einen Blaupunktrochen alleine! Den habe ich direkt übersehen zwischen all den Korallen. Wenigstens die Unterwasserwelt scheint hier wirklich noch bei bester Gesundheit zu sein! Das ist toll und hat jetzt langsam wirklich das Niveau von Bangka und den Togian Islands auf Sulawesi erreicht. Die Riffe hier sind aber auch zum Teil sehr unterschiedlich: manche beherbergen Großfisch, andere Schildkröten, dann wieder haben wir Riffe gesehen, an denen riesige Kleinfischschwärme kreisen, und wieder andere sehen aus wie eine endlose Gemüseplantage!

Die Sonne geht schon langsam unter und wir müssen zurück. Im Gegenlicht sehen die Korallen auch ganz ohne die Farben sensationell aus – wie eine Geisterkulisse!

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